Fortbildungen im europäischen Ausland


Inhaltsverzeichnis


Abschlussbericht Erasmus+

Erste Lernergebnisse und Erkenntnisse nach 2 Jahren erfolgreicher Lehrerfortbildung im europäischen Ausland

Zehn Jahre nach der gesetzmäßigen Einführung der schulischen Inklusion in Deutschland, hat sich die Rolle der sonderpädagogischen Lehrkräfte stark verändert. Und damit die Herausforderungen, denen sich die Lehrerinnen und Lehrer auch an der Irisschule stellen müssen: Der Unterricht an der Stammschule mit einer kleinen aber sehr komplex-heterogenen Schülerschaft, der berufliche Wechsel in den speziellen ambulanten Dienst des Gemeinsamen Lernens sowie die (Neu-)Organisation institutioneller, methodisch-didaktischer und inhaltlicher Konzepte. Mit unserer Teilnahme am internationalen Erasmus-Projekt (2017-2019) sind uns vor allem vertiefende Einblicke in politische und inhaltliche Überlegungen und Organisationsformen der Inklusion in anderen Ländern möglich geworden. Zudem haben wir durch die neu gewonnenen Kontakte unser Netzwerk erweitern und Beziehungen zu Einrichtungen aufbauen können, die im Bereich der Inklusion sowie der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik als richtungsweisend gelten. Schon jetzt ist klar: Das war/ist ein Erfolgsprojekt!

Insgesamt haben 15 und damit mehr als ein Drittel aller Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit eines Auslandsbesuchs wahrgenommen. Dabei waren, mit Ausnahme der Frühförderung, alle Arbeitsbereiche der Irisschule vertreten. Den größten Anteil der Aktivitäten stellten „Job Shadowings“ dar. Dabei nutzten die Kolleginnen und Kollegen die Gelegenheit, einen Einblick in den (Berufs-)Alltag verschiedener Schulen und Einrichtungen zu erhalten, deren Aufgabengebiet sich schwerpunktmäßig dem Förderschwerpunkt Sehen, sowie der Inklusion von blinden und sehbehinderten Schülerinnen und Schülern widmet. Alle teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen machten durchweg positive Erfahrungen und profitierten von den durch die Einrichtungen vorbereiteten Programmen, ausführlichen Informationen und teils intensiven Einsichten, die sie vor Ort erhalten konnten.

Im internationalen Austausch zeigte sich, dass sich auch die Lehrkräfte der besuchten Einrichtungen mit einer veränderten Lehrerrolle auseinandersetzen mussten. Allerdings wurde ebenso deutlich, dass dieser Anpassungsprozess maßgeblich bestimmt wird von der Organisationsform der Institution, der grundsätzlichen Einstellung und Haltung der jeweiligen Gesellschaft des Landes gegenüber behinderten Menschen und dem politischen Willen, inklusive Strukturen zu schaffen: Das heißt Barrieren abzubauen und ausreichende Ressourcen für die Umsetzung bereit zu stellen. Dies öffnete noch einmal eine andere Sicht auf die systemischen Rahmenbedingungen der Schulen und die Chancen der Übertragung in unser Bildungs- und Schulsystem, bzw. die speziellen Möglichkeiten für unsere Schule.

Im intensiven Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort konnten fachliche Inhalte diskutiert und Ideen ausgetauscht werden, sodass viele unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer äußerst motiviert und inspiriert zurückkehrten. Insbesondere der Besuch in Belgien verbunden mit den Erfahrungen der Fahrt zum Bartiméus Centrum in Zeist in den Niederlanden hat bereits maßgeblich zu einer Umstrukturierung des Unterrichts in der Schuleingangsphase unserer Schule beigetragen. Darüber hinaus konnten persönliche und institutionelle Kontakte geknüpft werden, die auf lange Sicht den fachlichen Diskurs in unserem Förderschwerpunkt bereichern können und unter Umständen auch bei einem internationalen Austausch in Münster fortgesetzt werden könnten.

Neben der individuellen Perspektiventwicklung und einem deutlichen Knowhow-Zugewinn bei der Umsetzung des Erweiterten Curriculums für Schülerinnen und Schüler mit einer Sehschädigung, bot sich immer auch die Gelegenheit unsere eigenen Konzepte vorzustellen und zu diskutieren. Teilweise ernüchternd haben wir dabei die Erkenntnis gewinnen müssen, dass die Übertragung von für uns erfolgreich erscheinenden Konzepten und Organisationsformen aktuell an den politischen, vor allem finanziellen Rahmenbedingungen für unsere Schule scheitern würden. Natürlich wird es deshalb auch unsere Aufgabe sein, sich verstärkt für entsprechende Veränderungen mit der für uns zuständigen Schulaufsicht und dem Schulträger einzusetzen. Trotzdem sind die gewonnenen Erfahrungen und Ideen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Schulalltag im zur Verfügung stehenden Rahmen schon jetzt durchaus sicht- und spürbar.

Zusammengefasst haben wir als Teilnehmer*innen und als Gesamtsystem:

  • einen bildungspolitischen Überblick über die Schulsysteme in den jeweiligen Zielländern erhalten, insbesondere zum Stand der Umsetzung inklusiver Bildung und der gemeinsamen Beschulung von Kindern mit und ohne sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf über den Förderschwerpunkt Sehen hinaus;
  • vertiefende Einblicke in die konzeptionelle und inhaltliche Ausrichtung sowie die (schulische) Praxis der besuchten Einrichtungen gewinnen können;
  • didaktische und methodische Anregungen für die Arbeit im eigenen System bekommen. Hier vor allem die individuelle Gestaltung von Lernumgebungen, die Schärfung des Bewusstseins für differenzierenden, individualisierenden und selbstverantwortlichen Unterricht in komplex-heterogenen Lerngruppen sowie die lebenspraktische Ausrichtung von Unterrichtsgegenständen in Bezug auf den Lebensweltbezug aller Schüler*innen;
  • die Erweiterung berufsspezifischer Kompetenzen, wie das Lernen mit digitalen Medien und die Anwendung geeigneter Lernprogramme, die Gestaltung von Lehrmaterialien und Hilfsmitteln (z. Bsp. durch 3D-Druck) sowie Formen von Co-Teaching in multiprofessionellen Teams erzielen können;
  • Erkenntnisse zum Selbst- und Rollenverständnis von allgemeinen Lehrkräften und Sonderpädagog*innen, Therapeut*innen und zusätzlichem nicht-pädagogischen Personal in einer inklusiven Schule erworben (Arbeitsteilung, Verantwortungsbereiche, Expertentum, …);
  • die Bedeutung und Notwendigkeit des Austauschs und die Zusammenarbeit in Netzwerken schätzen gelernt;
  • Anregungen für die aus fachspezifischer Sicht notwendige Gestaltung und Kennzeichnung von Räumen, Gebäuden und Geländen bekommen.

Insgesamt haben wir genügend Impulse erhalten, unsere bestehenden Strukturen kritisch zu überdenken und weiter nach neuen und erfolgreichen Ansätzen für die inklusive Förderung zu suchen. Gerade auch im (internationalen) Austausch mit unseren Berufskolleginnen und
-kollegen. „Looking out of the Box!“, wie wir eindrucksvoll erfahren durften.

Diese Eindrücke bewirken ein verstärktes „in den Blick nehmen“ des einzelnen Schülers an unserer Schule und führen bereits zu einer konzeptionellen Neuorientierung der Primarstufe. Zudem können wir aber auch festhalten, dass wir in der Zusammenarbeit im Netzwerk der inklusiven Bildungslandschaft bereits sehr weit fortgeschritten sind und uns diesbezüglich gut aufgestellt sehen.

Alle teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen werden ihre neu gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen in internen und externen Fortbildungen, Arbeitskreisen und Qualitätszirkeln weitergeben. Insbesondere die schulinternen Aussprachen im ERASMUS-Projektteam, in den Sitzungen der Schulteams sowie in der Lehrerkonferenz zur Umsetzung einzelner Projektergebnisse werden für die mittel- bis langfristige Schulentwicklung der Irisschule ganz sicher eine Rolle spielen. Dieser Prozess im Nachgang des Projekts hat gerade erst begonnen.

Marko Hildmann im November 2019


Eupen, Belgien

Mit Erasmus+ in Ostbelgien

Vom 11.-15.03.2019 besuchten wir im Rahmen des Erasmus+ Projektes das Zentrum für Förderpädagogik in Eupen und die angeschlossene Gemeinsame Grundschule in Bütgenbach.

Für uns beide war es der erste Besuch in Ostbelgien und wir wussten bis dahin wenig über die Deutschsprachige Gemeinschaft, die mit 76.000 Einwohnern eine kleine, in vielen Bereichen autonome Region Belgiens darstellt. Auch im Bildungssektor ist die Gemeinschaft autonom, sodass sich ein eigenes Schulsystem etablieren konnte, in dem auch Inklusion eine bedeutende Rolle spielt.

Ein besonders gelungenes Beispiel konnten wir in der Gemeinsamen Grundschule in Bütgenbach kennenlernen.

Wenn man das Schulgebäude betritt, fällt sofort die offene Bauweise und die freundliche Gestaltung auf, die einen positiven ersten Eindruck vermittelt.

Dieser positive Eindruck wurde bestätigt von dem herzlichen Empfang, der uns von der Schulleiterin und allen Kolleginnen und Kollegen, mit denen wir im Laufe der Woche zu tun hatten, bereitet wurden.

Wir bekamen zunächst einen Überblick über die Arbeit an der Gemeinsamen Grundschule vermittelt.

In Belgien umfasst die Grundschule die Jahrgänge 1 - 6. In Bütgenbach werden die Kinder in jahrgangsübergreifenden Klassen 1/2, 3/4 und 5/6 unterrichtet. Jeder Jahrgang ist zweizügig mit jeweils 40 Schülerinnen und Schülern, darüber hinaus gibt es einen Kindergarten mit 30 Kindern, sodass in Bütgenbach insgesamt 150 Jungen und Mädchen zur Schule gehen. Ca. 20 davon haben eine Beeinträchtigung. So gibt es Kinder mit Autismusspektrumsstörung, geistiger Beeinträchtigung, Sehbehinderung, Hörbehinderung, Lernbehinderung oder sozial-emotionaler Beeinträchtigung. Diese Kinder werden von Förderpädagogen nach individuellem Bedarf im Klassenverband, in Kleingruppen oder in Einzelförderung unterrichtet. In einer speziellen Klasse, der Regenbogenklasse, wird für diese Kinder ein Rückzugsraum bereitgehalten.

Der Unterricht orientiert sich am Modell des "altersdurchmischten Lernens" von Edwin Achermann. Die Kinder arbeiten schon ab dem Kindergartenalter überwiegend selbstständig und eigenverantwortlich.

Wir waren beeindruckt, wie gut dieses Modell funktionierte. Die Kinder arbeiteten in einer sehr angenehmen, ruhigen Lernumgebung, ausgehend von ihren individuellen Lernvoraussetzungen und auch die Schüler*innen mit Beeinträchtigungen wurden entsprechend ihrer Möglichkeiten in den Klassenunterricht einbezogen.

Eine wesentliche Voraussetzung für diese Art von Arbeit sind die räumlichen und sächlichen Gegebenheiten, die in dieser Schule aus unserer Sicht optimal sind.

In vielen Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen bekamen wir einen guten Einblick in den Arbeitsalltag, lernten positive aber auch schwierige Aspekte der Arbeit kennen, die ein hohes Maß an Teamarbeit und Absprachen erfordert.

Neben dem Unterricht werden in Bütgenbach zusätzliche Angebote gemacht. So gibt es unterschiedliche therapeutische Angebote, wie Logopädie, Physiotherapie, unterstützte Kommunikation oder Snoezelnräume oder eine Lehrküche, in der alltagspraktische Dinge erlernt werden können.

Und ein ganz besonderes Highlight war für uns der Schulbauernhof mit Hühnern, Kaninchen, Ziegen und Schulhunden, in dem tiergestützte Pädagogik praktiziert wird.

Während unseres Aufenthaltes in Belgien fuhren wir an zwei Tagen nach Eupen um das Zentrum für Förderpädagogik (ZFP) kennenzulernen. Auch hier waren wir beeindruckt von der Gastfreundschaft und Offenheit, mit denen die Kolleginnen und Kollegen uns empfingen.

Das ZFP besteht aus einem Primar und einem Sekundarbereich.

Im Primarbereich werden derzeit 37 Kinder mit multiplen Beeinträchtigungen in kleinen Lerngruppen unterrichtet.

Im Sekundarbereich werden 140 Schüler*innen beschult mit dem Ziel einen reibungslosen Übergang von der Schule in den Beruf zu ermöglichen. Es werden sowohl allgemeinbildende Fächer sowie praktische Unterrichtsinhalte in verschiedenen Werkstätten (Küche, Nähen, Bau, Metall, Holz, Garten) vermittelt. Die Angebote variieren je nach Beeinträchtigung und Alter der Schüler*innen.

Darüber hinaus werden auch, wie in Bütgenbach, verschiedene therapeutische Angebote gemacht. In einer besonderen Klasse werden autistische Schüler*innen nach dem TEACC Ansatz unterrichtet.

In unserer Woche in Belgien haben wir sehr viel erlebt und erfahren. Dieser Bericht kann nur einen kleinen Eindruck davon vermitteln und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wer sich über die Arbeit am ZFP und an der Gemeinsamen Grundschule in Bütgenbach informieren möchte, findet hier weitere Informationen.

www.zfp.be

www.unsereschule.be/buetgenbach

Plakat aus dem Lehrerzimmer in Butgenbach

Nach einer Woche voller positiver Eindrücke und Erlebnisse fuhren wir sehr motiviert und mit vielen neuen Ideen im Gepäck zurück zur Irisschule. Auch wenn die Bedingungen bei uns anders sind als wir sie in Belgien vorgefunden haben, können wir uns vorstellen, einiges in unseren Schulalltag mitzunehmen und dort umzusetzen.

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Zeist, Niederlande

Mit Erasmus+ in den Niederlanden

Hartelijk welcom! Das war das Motto der einwöchigen Hospitation an der Schule im Bartiméus Centrum in Zeist, welche wir vom 12.05-17.05 mit drei Kolleginnen besuchten.

Das Bartiméus Centrum ist eine der größten Stiftungen in den Niederlanden, welche alle Menschen die sehgeschädigt und/oder mehrfachbeeinträchtigt sind in vielfältiger Weise ein Leben lang unterstützt. Insgesamt sind bei Bartiméus 1.800 Mitarbeiter und 800 freiwillige Arbeiter beschäftigt. Diese arbeiten in den Bereichen Diagnostik, Behandlungen und Rehabilitation, Bildung, Wohnen, Arbeit/Werkstätten sowie im Expertisecentrum (Beratung und Fortbildungen).

Während der Hospitationswoche waren wir hauptsächlich an der Bartiméus SO/VSO in Zeist. SO steht hierbei für „Speciaal Onderwijs“ und VSO für „Voortgezet Special Onderwijs“, für Schülerinnen und Schüler von 4 - 12 Jahren. Die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die an der SO/VSO beschult werden liegt bei ca. 18%. Die weitaus größere Anzahl (82%) der sehgeschädigten Schülerinnen und Schüler wird durch eine „Ambulant Onderwijskundige Begleiding (AOB)“ an den Regelschulen begleitet.

Zunächst besuchen die Schüler und Schülerinnen bis zur 6. Klasse die SO, welche vergleichbar ist mit der deutschen Grundschulzeit. Daran anschließend kommen die Schülerinnen und Schüler in die VSO, die weiterführende Schule. Hierbei werden die Lernenden in zwei verschiedenen „Lernrouten“ aufgeteilt:

1. Schülerinnen und Schüler die einen höheren Schulabschluss vorbereitet werden (vmbo/havo)

2. Schülerinnen und Schüler die auf die Werkstattarbeit und Ausbildung vorbereitet werden (Praktijkonderwijs)

Das Motto „Laat zien wat jij kann“/ „Zeig uns was du alles kannst“ und „wat helpt jou?“ /“Was hilft dir?“, kennzeichnet hierbei im Besonderen den Unterricht und die Schulkultur. Ziel des Unterrichts ist, die Schülerinnen und Schüler dabei zu unterstützten möglichst selbstbestimmt zu lernen. Hierfür hat zum Beispiel jeder Schüler und jede Schülerin eine Beratungslehrkraft mit welcher sie einmal in der Woche Lernpläne und individuelle Zielsetzungen bespricht.

Ein blinder Schüler repariert ein Fahrrad

So bekamen wir die Möglichkeit interessante Gespräche mit der Schulleitung, den verschiedenen Lehrkräften an der Schule, im Gemeinsamen Lernen und einer in der Diagnostik arbeitende Psychologin an der Schule zu führen. Im Fokus stand dabei stets der Austausch über die schulische Inklusion, die stets heterogener werdende Schülerschaft, die verschiedenen Arbeitsweisen und Methoden, Hilfsmitteleinsatz, Digitalisierung sowie die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem niederländischen und deutschen Bildungssystem.

Neben der Hospitation in den Unterrichtsstunden Sport, Deutsch, Biologie und Schulgarten, Physik und Hauswirtschaft haben uns besonders die Einblicke in die Kurse zur Arbeitsvorbereitung in der Fahrradwerkstatt und der 3D-Druck gefallen.

Braille-Pi

Interessant und anders als bei uns war, dass die Lehrer und Lehrerinnen vor Ort kein Braille unterrichten. Für den Brailleunterricht gibt es eine Lehrkraft, die den Lernenden das Brailleschreiben und -lesen lehrt. Alle Schülerinnen und Schüler arbeiten bereits von Beginn der ersten Klasse an mit einem Laptop und bei Bedarf mit angeschlossener Braillezeile. Hierfür haben wir ganz neu und noch in der Entwicklung befindlich die Braillelernsoftware Braille-Pi kennen gelernt. Sie besteht aus verschiedenen Lektionen und Spielen mit denen die Schülerinnen und Schüler Braille möglichst selbstständig lernen.

Im weiteren Verlauf der Woche konnten wir dann noch in einem Dunkelraum spannende Eigenerfahrungen machen und einen im Hause befindenden O&M Trainer bei einer O & M Stunde begleiten.

Am letzten Tag besuchten wir dann gemeinsam mit der Schulleitung eine der Bartiméus Werkstätten, ihrem eigenen Verkaufsladen und eine weitere Schule für mehrfachbeeinträchtigte sehgeschädigte Schülerinnen und Schüler.

Nach dieser tollen und Erfahrungsreichen Woche fuhren wir dann mit neuen Ideen und besonders neuer Motivation zurück zur Irisschule.

Wenn ihr mehr über das Bartiméus Centrum erfahren wollt, schaut doch mal auf der Internetseite https://www.bartimeus.nl/ vorbei, dort gibt es noch viel mehr interessante Informationen.

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Edinburgh, Schottland

Unser Besuch an der Royal Blind School Edinburgh

Schon der Empfang an der Royal Blind School im März 2019 war sehr freundlich: Gavin, der blinde „Portier“, einst selbst Schüler der Schule, brachte uns zielsicher ins Zimmer der Schulleitung, die uns einen ersten Rundgang durch das gut durchdachte Gebäude ermöglichte und mit einem Stundenplan für unsere Besuchswoche ausstattete: Jeden Bereich der Schule sollten wir im Rahmen unseres Aufenthaltes kennen lernen dürfen.

Und gleich eine erste Ähnlichkeit stach ins Auge: Wie bei uns an der Irisschule, gibt es auch an der „Royal Blind School“ Edinburgh, der einzigen Schule ihrer Art in ganz Schottland, eine Dreigliederung in Frühförderung („Pre-school play groups“), das Schulhaus als solches mit ca.30 Schülerinnen und Schülern im Alter von 5 bis 19 Jahren sowie das „Learning Hub“, in dem es vorrangig um die Organisation und Durchführung des Gemeinsamen Lernens geht.

Sehr grundlegender Unterschied ist jedoch die Zusammensetzung der Schülerschaft. Während in Schottland ausschließlich mehrfach beeinträchtige Kinder und Jugendliche  mit zum Teil schwerwiegenden Schädigungen unterrichtet werden, umfasst unser Curriculum das der Grund- und Hauptschule sowie den Förderbereich Lernen. Somit arbeiten in Edinburgh Fachkräfte unterschiedlicher Professionen zusammen. Das Spektrum reicht von Sonderpädagogen über Physio- und Ergotherapeuten, Mobilitätstrainer, Pflegekräfte bis hin zu einer Theaterpädagogin. Der Personalschlüssel erschien uns beeindruckend: Jeder Schüler war meist in einer 1:1-Situation; bei der Trampolin-Stunde waren es sogar 2 Erwachsene pro Kind.

Eigene Bullis, um Ausflüge in die Innenstadt oder die nähere Umgebung zu unternehmen, gehörten ebenfalls mit zur Ausstattung der Schule wie ein Wassertherapiebecken oder komplett eingerichtete Elternapartments.

Die verschiedenen Gebäudeteile sowie der gesamte Campus sind schon beim Betreten des Parkplatzes auf die Bedürfnisse von Menschen mit Sehbeeinträchtigung ausgerichtet: Handläufe auf dem gesamten Schulgelände, alle Räume für die Schüler sind ebenerdig, farbliche Kontraste der verschiedenen Gebäudeteile sowie „Signifier“ vor jedem Raum.

Unser Fazit: Wir haben ein hochmotiviertes und sehr offenes Kollegium kennen lernen dürfen, das uns viele Einblicke in die Arbeit an der Royal Blind School ermöglicht hat. Wir sind mit vielen kleinen Ideen für unseren eigenen Schulalltag zurückgekommen und fühlen uns gestärkt durch den kulturellen und fachlichen Austausch mit Menschen, die weit weg von hier in einem ähnlichen Bereich arbeiten. Gerne jederzeit wieder!

von Eva Bongartz und Annette Kolbert

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Stockholm & Örebro, Schweden

Mit Erasmus in Örebro

Hejhej och God dag!

So viel vorweg: Auch in Schweden werden Kinder und Jugendliche mit einer Sehbeeinträchtigung sonderpädagogisch gefördert und unterstützt – aber so ganz anders organisiert als hier bei uns in Deutschland!

Zuständig in Schweden ist eine besondere Abteilung des staatlichen Bildungs- und Forschungsministeriums, genannt „Specialpedagogiska skolmyndigheten“, kurz SPSM. Ins Deutsche übertragen würden wir von der „Nationalen Agentur für die sonderpädagogische Bildung und für Förderschulen“ sprechen, die neben der Verantwortung für die grundsätzliche sonderpädagogische Bildungs- und Erziehungsarbeit sogenannte Ressourcenzentren für einzelne Förderschwerpunkte und auch Förderschulen unterhält.

Während unseres einwöchigen Aufenthalts durften wir das „SPSM-Ressourcenzentrum Sehen“ mit seinen beiden Abteilungen in Stockholm und Örebro (ausgesprochen Örebru) sowie die „Ekeskolan“, die einzige Förderschule für sehgeschädigte Schülerinnen und Schüler in ganz Schweden, in Örebro besuchen. Spännande och imponerande!

Hier wird schon deutlich: Nur ein Ressourcenzentrum ist organisatorisch für das flächenmäßig sehr große Land Schweden zuständig, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Sonderpädagog/innen) können somit nur rein beratende und unterstützende Aufgaben übernehmen und der Besuch einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Sehen ist nur in einem einzigen Ort und damit begrenzt mit einer Internatsunterbringung möglich. Umgekehrt liegt die Hauptverantwortung für die Unterrichtung und Erziehung aller Kinder bei den Regelschullehrerinnen und -lehrern vor Ort, die sich dafür vielfältige Unterstützung zum Beispiel von fachlich gut ausgebildeten „Sonderlehrerinnen und Sonderlehrern“, Schulpsychologen, Krankenschwestern und örtlichen Einrichtungen wie Therapeutischen Praxen und Kliniken einholen können.

Insbesondere in Bezug auf eine der Ausgangsproblematiken unseres Projekts, nämlich die Auseinandersetzung mit der veränderten Berufsrolle von Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen in inklusiven Bildungssystemen lässt sich damit festhalten, dass zumindest in Schweden eine deutliche Klarheit über die differenzierten Rollen von Regelschullehrkräften und „Specialpaedagoger“ sowie die alternativlose Notwendigkeit einer guten Zusammenarbeit in größeren Netzwerken besteht. Diese gründet sich auf einer grundsätzlich inklusiven Haltung und Einstellung – in Schweden werden seit über 30 Jahren Kinder mit Behinderungen inklusiv beschult sowie der unbedingten Einhaltung und des Schutzes der Kinderrechte, die in Schweden eine ganz besondere Bedeutung genießen. In den sogenannten „General Guidelines“ sind diese Grundlagen für alle verbindlich festgehalten und in den zahlreichen Gesprächen mit den schwedischen Kolleginnen und Kollegen konnten wir uns in beeindruckender Weise davon überzeugen, dass diese wirklich gelebt werden. Mit unserer „Kooperationsvereinbarung“ mit den Regelschulen sind wir da vermutlich erst am Anfang des Weges …

Besondere Eindrücke konnten wir darüber hinaus bei unseren Rundgängen durch die verschiedenen Einrichtungen gewinnen. Insbesondere die Sensibilisierung für eine individualisierte Lernumgebungsgestaltung, die Bildung zugänglich, Wissen und Erfahrungen möglich machen sollen, war sehr beeindruckend für uns. Ob Fach-und Arbeitsräume, technische Hilfsmittel, Unterrichts- und Anschauungsmaterialien – irgendwie schien für Alles alles da zu sein. Einzelne Experten können sich darum kümmern, dass es so bleibt und mit kreativen Ideen ihr Arbeitsfeld beständig weiterentwickeln. Da konnten wir schon neidisch werden …

Auch Gemeinsamkeiten konnten wir feststellen: So sind die Informations- und Fortbildungsangebote des Ressourcenzentrums für schulische und außerschulische Fachkräfte, die Beratungsangebote für Eltern sowie die Peergroup-Angebote für die Schülerinnen und Schüler (z.T. zusammen mit ihren Eltern) unseren Angeboten nicht unähnlich.

Geschafft von einer so ganz anderen Arbeitswoche, voller Vorfreude unsere Erfahrungen und Erlebnisse mit unseren Kolleginnen und Kollegen teilen zu wollen, aber auch mit Dankbarkeit für die uns zu Teil gewordenen Möglichkeiten traten wir schließlich den Heimflug von Stockholm nach Düsseldorf an. Der Aufenthalt in Schweden wird uns persönlich aber auch beruflich noch eine lange Zeit begleiten.

Marko Hildmann, Céline Schröder und Judith Cederhag (Mitarbeiterin des SPSM)

Auch ein Wiedersehen mit unseren schwedischen Kolleginnen und Kollegen ist zumindest angedacht. Sie würden gerne die passgenaue, wohnortnahe, regelmäßige und kompetente Förderung unserer sehgeschädigten Schülerinnen und Schüler und unsere institutionellen Rahmenbedingungen kennenlernen. Diese gibt es in dieser Form in Schweden nämlich nicht. Auch eine Erkenntnis …

(von Céline Schröder und Marko Hildmann)

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Jyväskulä, Finnland

Besuch des Valteri-Onerva Zentrums in Jyväskulä

Jyväskula ist eine Stadt mit ca. 141.000 Einwohnerinnen und Einwohnern und liegt im Südwesten Finnlands, nördlich von Helsinki und nord-östlich von der Stadt Tampere. Stadt und Umland sind für den Wintersport sehr bekannt und der wohl berühmteste Einwohner war der Designer Alvar Aalto, der zusammen mit seiner Frau Aino die berühmte „Savoy-Vase“ und viele weitere Designer-Möbelstücke entworfen hat. Es ist eine beschauliche Stadt, die auch viel Kulturelles zu bieten hat und neben der finnischen Küche auch Restaurants aus aller Welt beherbergt. Der Jyväsjärvi See war zugefroren, sodass man auf ihm Schlittschuhlaufen oder mit normalem Winterschuhwerk laufen konnte.

Valteri-Zentrum von außen

Valteri

Deswegen waren wir jedoch nicht gekommen, sondern um uns das „Valteri Zentrum“ anzuschauen und dort in den Austausch mit Kolleginnen (es waren tatsächlich nur Kolleginnen vor Ort) über unsere Arbeit zu kommen.

Das „Valteri“ ist das „nationale Zentrum für Lernen und Beratung“.

Hier werden Lernende, die Beeinträchtigungen in den Bereichen Autismus Spektrum, Neuropsychologie, Sprache und Kommunikation, Hören und Sehen, Mobilität, motorische Störungen, neurologische sowie chronische Krankheiten und verschiedene Mehrfachbeeinträchtigungen haben. Insgesamt gibt es sechs Valteri Zentren. Alle Zentren sind in unterschiedlichen Gebieten Finnlands situiert und alle werde vom Nationalen Amt für Bildung und Erziehung geleitet. Jedes Zentrum hat einen unterschiedlichen Fachschwerpunkt.

Valteri-Onerva

In Jyväskulä ist das Zentrum speziell für Kinder und Jugendliche mit Hör- und Sehbeeinträchtigungen. Es ist ein Zentrum für Lernende, die zusätzliche Unterstützung beim Lernen und Begleitung in der Schule auf vielfältige Art und Weise benötigen. Nur wenige Schülerinnen und Schüler leben und lernen in der Einrichtung über das ganze Jahr zusammen. Die meisten Lernenden kommen ein- bis zweimal im Jahr für eine Woche in die Institution, um hier gemeinsam mit gleichaltrigen und ähnlich beeinträchtigten Peers in kleinen Klassen zu lernen, Freizeit zu verbringen und gleichzeitig beraten zu werden. Die Kinder freuen sich jedes Mal auf ihren Aufenthalt, da sie alte Freunde wiedertreffen und sich unter „gleichgesinnten“ austauschen und mit ihnen Zeit verbringen können. Auch Eltern, Lehrer und Schulbegleiter können zur Beratung in die Einrichtung kommen.

Während ihres Aufenthaltes wird von unterschiedlichen Experten wie Physiotherapeuten, Sport- und Fachlehrenden, Medienexperten, Orientierungs- und Mobilitätstrainerinnen aber auch Schulbuch- und Sachmittelherstellerinnen sowie Ophtalmologen geschaut, wie die Schülerinnen und Schüler in der nächsten Zeit beim Lernen in ihrer Heimatschule am Wohnort am besten unterstützt werden können und welche Hilfsmittel sie dafür benötigen. Viele Experten schauen dabei gemeinsam und abwechselnd auf ein Kind während unterschiedlicher Unterrichts- und Tagesphasen, um den Ist-Stand zu dokumentieren und die entsprechende Unterstützung für den weiteren Weg des Lernenden aufzuzeigen. Die Selbstständigkeit, die Lebenspraktischen Fähigkeiten, sportliche Aktivitäten, Orientierung und Mobilität und noch weitere Bereiche werden besonders in dieser Woche gefördert sowie die Gemeinschaft in der Gruppe und das Sozialverhalten. Dabei entsteht ein individueller Förderplan, der im Anschluss mit nach Hause gegeben wird.

Mit der schriftlich festgehaltenen Beobachtung und Empfehlung gehen dann die Schülerinnen und Schüler in ihre Heimatschulen zurück und Eltern, Lehrkräfte, Schulbegleiter und Therapeutinnen und Therapeuten vor Ort setzen den Förderplan am Wohnort um. Die sonderpädagogischen Lehrkräfte reisen zusätzlich noch ein- bis zweimal im Jahr zu den Lernenden in die Schulen, zumeist nach zuvor erfolgtem Beratungsantrag der Schule über die Kommune an das Valteri-Zentrum. Die Sonderpädagogen schauen gemeinsam mit dem Team der Heimatschule, ob die Empfehlungen umgesetzt werden können oder wo es noch mehr Beratungs- und Unterstützungsbedarf gibt oder wo es zu Komplikationen kommt. Gemeinsam wird dann nach Lösungen gesucht, in der Heimatschule und auch später nochmals im Valteri-Onerva-Zentrum. Manche Beratungen erfolgen nur telefonisch. Alle Besuche werden im Förderplan des Kindes dokumentiert und je nach Aktualität wird der dokumentierte Unterstützungsbedarf beim nächsten Aufenthalt in Onerva nochmals aufgegriffen, um entsprechend weiter fördern zu können oder es werden neue Förderziele festgelegt.

Netzwerkarbeit

Die Valteri-Zentren verbindet ein großes Netzwerk untereinander und sie arbeiten mit verschiedenen Institutionen, wie Universitäten und unterschiedlichen Wissenschaftszentren nicht nur in Finnland oder mit den skandinavischen Nachbarländern besonders intensiv, sondern auch weltweit zusammen. Der regelmäßige Austausch findet über gegenseitige Besuche statt, über Fortbildungen, die sie selbst geben und an denen sie kontinuierlich teilnehmen, sowie über die Teilnahme an unterschiedlichen Projekten. Dadurch erhält das Valeri-Team immer aktuelle Informationen und ist stets bestmöglich auf den neuesten Wissens- und Erkenntnisständen in ihren Fachbereichen. Mit ihrem Wissen unterstützen und beraten sie Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte und Therapeutinnen und Therapeuten.

Unsere Woche war durch einen sehr gut durchorganisierten Stundenplan vorbereitet und strukturiert. Jeden Tag besuchten wir unterschiedliche Unterrichtsstunden einer zweiten Grundschulkasse. Die Kinder kamen aus vielen verschiedenen Städten Finnlands.  Zwischendurch wurden wir in die unterschiedlichen Beratungsräume eingeladen und bekamen Informationen in netten Gesprächen mit den jeweiligen Experten. Sie erklärten uns ihre Arbeits- und Aufgabengebiete und stellten uns ihre Arbeitsmittel, Materialien und Vorgehensweisen vor. Uns wurden manuelle und digitale Hilfsmittel, Testverfahren, Unterrichtsmedien und vieles mehr gezeigt. Wir unterhielten uns mit Kolleginnen, die in unterschiedlichen Bereichen arbeiten, so wie wir es auch an der Irisschule kennen. Jedoch hat sich in Valteri-Onerva Zentrum mehr Lehrpersonal spezialisiert.

Es gab auch noch einmal einen Vortrag über das finnische Schulsystem, wie wir es bereits in Oulu kennengelernt haben. In Gesprächen stellten wir fest, dass in Deutschland in vielen Bereichen ähnlich wie in Finnland, in anderen Bereichen unterschiedlich gearbeitet wird. Wir konnten manchen Tipp und Inspiration mitnehmen, den wir in unserem Schulalltag umsetzen werden, aber konnten auch selbst Tipps und Inspirationen zurückgeben. Der Austausch mit den Kolleginnen, ihre Offenheit über Alltagsprobleme in der Förderung, Möglichkeiten und Grenzen in den Schulen und in der staatlichen Unterstützung zu sprechen, zeigte uns auch, dass wir grundsätzlich mit den gleichen Problemen kämpfen. Wichtig ist und bleibt der individuelle intensive Einsatz des Kollegiums und der Experten-Teams um die Lernenden herum, um gemeinsam eine bestmögliche Unterstützung zu erreichen. Für das Kollegium ist es sehr wichtig sich in unserem Fachbereich weiterhin international zu vernetzen, Fortbildungen in vielen Bereichen zu geben und zu besuchen, um gemeinsam unsere Schülerinnen und Schüler, Kinder, Eltern und Kolleginnen sowie Kollegen bestmöglich in der schulischen Ausbildung unterstützen und beraten zu können.

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Bath, England

Ein interessanter Aufenthalt in einer historischen Stadt

Vom 22.09. bis zum 29.09.18 nahmen Uta de Byl und Thorsten Fischer für die Irisschule an einem Kursprogramm über die Inklusion in England teil.

Am Samstag flogen wir von Amsterdam nach Bristol. Von Bristol ging es dann per Bus noch eine Stunde bis Bath. Bath liegt im Westen Englands in der Grafschaft Somerset am Fluss Avon, etwa 20 km von der größeren Stadt Bristol entfernt. Schon als der Linienbus durch Bath fuhr bekamen wir einen ersten Eindruck von einer Stadt, deren Häuser fast alle aus einem Werkstein, dem Bath Stone, bestehen.

Bath ist berühmt für seine römischen Bäder, die ab dem Jahr 43 n. Chr. von den damals hier lebenden Römern aus warmen Quellen entwickelt wurden. Diese einzigen heißen Quellen in England waren der Überlieferung nach schon in vorrömischer Zeit bekannt. Seit der Zeit Elisabeth I. entwickelte sich Bath immer mehr zum Kurort der wohlhabenden Bevölkerung. Daher gibt es noch viele historische Gebäude, insbesondere aus der georgianischen Epoche, in der Stadt.

Pulteney Brücke in Bath

Am Sonntag verschafften wir uns auf einer Stadtrundfahrt einen ersten Eindruck von dem beeindruckenden Stadtbild. Zum Beispiel der beeindruckenden Pulteney Brücke, die an die Ponte Vecchio in Florenz erinnert. Am Abend machten wir uns dann mit der englischen Pubkultur vertraut.

Royal Crescent

Am Montag lernten wir den Kursleiter und die weiteren Kursteilnehmer kennen. Der Kursleiter Andrew Camp stellte uns das englische Schulsystem vor und gab einen kurzen Ausblick auf die zwei Schulen, an denen wir am Dienstag und Donnerstag hospitieren würden.

Am Nachmittag unternahmen wir mit ihm noch einen Stadtrundgang zu den bekanntesten Gebäuden der Stadt. U.a. den Royal Crescent, einer halbkreisförmig angeordneten Wohnanlage, bestehend aus 30 Reihenhäusern.

strukturierter Schüler-Arbeitsplatz in der Förderschule „Fosse Way School“

Dienstag besuchten wir die Förderschule „Fosse Way School“. Sie ist vor allem auf Schüler mit autistischen Zügen und Lernschwierigkeiten ausgerichtet und hat sich einen ausgezeichneten Ruf in diesem Segment geschaffen.

Leitprinzip ist ein strukturiertes Lernen, ausgerichtet an dem was das Kind braucht, so dass es so unabhängig wie möglich arbeiten kann. Die Schule ist räumlich und medial vorbildlich ausgestattet.

Am Donnerstag hospitierten wir in der Hayesfield Academy, einer Sekundarschule nur für Mädchen. An dieser Schule können die SchülerInnen den höchsten Schulabschluss machen und es werden auch Schülerinnen inklusiv unterrichtet, die verschiedene Förderbedarfe haben.

Am Freitag wurde ein Resümee der Hospitationen gezogen und nach einer sowohl fachlich als auch kulturell interessanten Studienreise der Heimweg angetreten.

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Oulu, Finnland

Unser Aufenthalt für das Erasmus-Kursprogramm in Oulu

Vom 25.11. bis zum 02.12.17 nahmen Christina Woelke und Ulrike Westerbarkey für die Irisschule an einem Kursprogramm über das finnische Schulsystem in Oulu, Finnland teil.

Ankunft in Oulu

Neben einem umfangreichen täglichen offiziellen Bildungsprogramm, gab es zusätzlich ein sehr abwechslungsreiches Rahmenprogramm von der Organisation. Darüber hinaus konnte die Reise privat etwas ausgedehnt werden, um Land und Leute noch besser kennenlernen zu können.

Am Samstag kamen wir abends in Oulu, der nördlichsten Großstadt der europäischen Union, an.

Oulu liegt 600 km nördlich von Helsinki und direkt an der Ostseeküste, sodass unsere Hoffnung auf Schnee sich erfüllte und auch die Ostsee teilweise zugefroren war. Die Sonne, die zu dieser Jahreszeit ohnehin kaum aufgeht, bekamen wir deshalb auch an allen Tagen nicht zu sehen, jedoch war der hellgraue Himmel in den wenigen Tagesstunden auch lichtbringend. Es wurde gegen 9.30 h richtig hellgrau und um 14.30 h begann die lange Dämmerungsphase bis ca. 16.15 h. Dank Schnee und wunderschöner Weihnachtsbeleuchtung waren die Nächte jedoch auch nicht wirklich dunkel. Leider konnten wir die heiß ersehnten grünen Nordlichter nicht erblicken, dafür waren die nächtlichen Stimmungsbilder mindestens genauso ergreifend und entschädigend.

Täglich hörten wir Vorträge über das finnische Schulsystem, seine Geschichte, seine Weiterentwicklung bis zum heutigen Stand und über die Umsetzung des aktuellen Curriculums. Parallel dazu besuchten wir immer 1-2 unterschiedliche Schulen von der Vor- über die Primar- und Sekundarschule sowie Schulen für Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf. Vor Ort erhielten wir jeweils wieder eine Einführung über den Unterricht und die Begleitung der Lernenden in der jeweiligen Schule. Anschließend gab es Rundgänge durch die Schulen. Von vielen waren wir sehr beeindruckt und begeistert. Finnland ist ein nicht besonders reiches Land, aber es investiert sehr viel Geld in die Bildung seiner Kinder, da sie die Zukunft des Landes sind. In dem finnischen Schulsystem wird nicht nur Wert auf die allgemeine Bildung gelegt, sondern es werden besonders die Fähigkeiten der einzelnen Schülerinnen und Schüler wie in Sprachen oder Naturwissenschaften gefördert. Die neuen Schulen sollen nicht nur Bildung vermitteln, sondern das gemeinschaftliche Leben der Familien fördern. Deshalb sind die Schulen auch Begegnungszentren, in denen sich Vereine treffen können und auch sonstige Versammlungen stattfinden. Die Schulen werden in ein „Niemandsland“ in der Nähe der Städte gebaut und mit der Zeit bilden sich durch den Zuzug von Familien ganze Orte. Die Infrastruktur zieht also nach.

Schülerinnen und Schüler, die wir getroffen haben, sprachen schon in der Primarschule gutes Englisch und es kam der Stolz über das eigene Bildungssystem bei Achtklässlern deutlich hervor. Die meisten gehen gerne in die Schule, aber auch in diesem Land gibt es natürlich einige wenige, die durch das Raster fallen, trotz stärkster Bemühungen.

Leckere finnische Speisen

Nach einer abendlichen Reflektionsrunde ging es nach einem kurzen Hotelaufenthalt zum Abendrahmenprogramm über. Wir wurden durch die Stadt geführt und konnten kulturelle Einrichtungen besichtigen.

Darüber hinaus besuchten wir typische finnische Restaurants mit leckeren Speisen.

Überraschungsbesuch des falschen Nikolaus in Oulu

Am letzten Abend besuchte uns sogar ein schmaler Nikolaus, der wohl während des Sommers von seiner Frau auf Diät gesetzt wurde.  Da wir jedoch nicht glaubten, dass dies der wirkliche Weihnachtsmann war, machten wir uns an unserem letzten Tag nach einer sehr herzlichen Verabschiedung von den anderen Kurteilnehmerinnen und Kursteilnehmern.

Erhalt des Teilnahmezertifikats

Nach dem Erhalt des Teilnahmezertifikats, auf den Weg nach Rovaniemi, um noch den echten Weihnachtsmann aufzusuchen. Dort oben am Polarkreis erwartete uns noch mehr Schnee, sodass Rudolph auch wirklich bald ordentlich den Schlitten ziehen kann, so wie es sich gehört .

Tief von der Schönheit der finnischen Landschaft und von der Freundlichkeit der dort lebenden Menschen beeindruckt, sowie mit neuen Ideen für unseren Unterricht und unser Schulsystem, flogen wir dann am Samstag, den 02.12.17 am späten Nachmittag mit Verzögerung nach Düsseldorf zurück.

Weitere Bilder über unseren Aufenthalt können in der Bildergalerie angeschaut werden.


Antrag genehmigt

Mit ERASMUS zu Fortbildungen ins europäische Ausland – Pädagogischer Austauschdienst genehmigt Antrag der Schule

Neben dem Wandel der Irisschule als Institution, hat sich vor allem der persönliche Berufsalltag der Kolleginnen und Kollegen in den letzten Jahren verändert. Dies brachte neue Herausforderungen für alle Lehrkräfte in den Bereichen Frühförderung, Gemeinsames Lernen und Unterricht am Schulstandort in Münster mit sich. Um die Entwicklung auch weiterhin aktiv mitgestalten zu können, ist eine ständige Auseinandersetzung mit inhaltlichen Überlegungen und neuen Organisationsformen nötig, aber auch der spezifische Blick auf eine veränderte Berufsrolle verbunden mit einer gelingenden Gesundheitsvorsorge. In den Focus kommen dabei vor allem Einrichtungen und Institutionen in Ländern, die im Bereich der Inklusion und der Sehgeschädigtenpädagogik als wegweisend gelten und über eine größere Erfahrung verfügen. Das ist der vielzitierte Blick über den Tellerrand hinaus.

Eine gute Chance diese Einrichtungen kennenzulernen, bietet das Fortbildungsprogramm „ERASMUS+ Schule in Europa gestalten“ der Kultusministerkonferenz von Deutschland. Dazu hat das Kollegium am Anfang des Jahres einen umfangreichen Antrag gestellt und den Fortbildungsbedarf sowie die Ziele für ein entsprechendes Austauschprojekt formuliert:

  • Auseinandersetzung mit der veränderten Berufsrolle von Sonderpädagoginnen und Sonderpädagogen
  • Kennenlernen von Best-Practice-Beispielen, institutionellen Rahmenbedingungen und Peer-Group-Angeboten in inklusionserfahrenen Ländern
  • Sammlung von Einblicken in organisatorische und institutionelle Modelle von inklusiv arbeitenden Schulen sowie
  • der Austausch über neue Lehr- und Lernmethoden für sehgeschädigte Kinder insbesondere über das sogenannte Spezifische Curriculum.

Dieser Antrag wurde nun durch den Pädagogischen Austauschdienst der Kultusministerkonferenz genehmigt. In der Begründung heißt es dazu u.a.: „Der Antrag zeigt eine sorgfältige Analyse des Fortbildungsbedarfs, die durch die spezielle Anforderung an eine Förderschule entsteht, die nicht nur sehbehinderte und blinde Kinder unterrichtet, sondern auch Regelschulen in der inklusiven Beschulung begleitet und in landes- und bundesweiten Arbeitskreisen curriculare und methodische Pionierarbeit leistet. … Überzeugend wirkt die Berücksichtigung der Lehrergesundheit, wenn es um eine Erhöhung der Professionalität der Lehrkräfte geht. … Die Wirksamkeit des Projekts ist als hoch einzustufen.“

Damit ist es dem Kollegium der Irisschule gelungen, in den beteiligten Projektländern Finnland, Schweden, Dänemark, Großbritannien, Niederlande und Österreich den fachlichen Austausch mit den dortigen Lehrkräften zu suchen, neue zukunftsweisende Ideen für die Schulentwicklung zu bekommen und auch die Erweiterung von persönlichen Berufserfahrungen zu berücksichtigen. Ein Nutzen wird auch darin liegen, dass wir durch unsere vorbildliche Arbeit in einem umfangreichen Netzwerk, diese Ideen auch an dieser Stelle einbringen und gemeinsam weiterentwickeln können.

Die Projektphase beginnt am 01. September 2017 und endet im Februar 2019. In dieser Zeit werden wir regelmäßig über die Planungen der nächsten Schritte und selbstverständlich auch über die ersten Ergebnisse unserer Maßnahmen berichten.

Alles in allem aber schon jetzt ein großer Erfolg für die Schule!

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